Wirtschaftssysteme

Wirtschaftssysteme entwickeln sich seit Ewigkeiten ständig weiter. Sie beschreiben das wirtschaftliche Handeln der Menschen. Das erste Wirtschaftssystem, das ich hier behandle beginnt schon 2.000.000 Jahre vor Christus. Es handelt sich dabei um das Wirtschaftssystem in der Altsteinzeit.

Neolithische Revolution

Die Neolithische Revolution fand ca. 10.000 v. Chr. statt. Sie beschreibt den Wechsel von Alt- in Jungsteinzeit. In ihr verändert sich das Wirtschaftssystem der Menschheit enorm. Folgende Tabelle zeigt die Verhältnisse vor und nach der neolithischen Revolution.

Vorher Nachher
  • Menschen sind in der Lage primitive Werkzeuge herzustellen
  • Es herrscht ein ständiger Kampf um die Versorgung mit Nahrung, Kleidung und einer Unterkunft
  • Menschen werden als Jäger und Sammler bezeichnet
  • Menschen sind in der Lage das Feuer effektiv zu nutzen
  • Menschen leben als Nomaden in Höhlen oder Zelten aus Tierfellen
  • Menschen lebten in Horden und zogen den Viehherden hinterher
  • Menschen betreiben Ackerbau
  • Menschen sind in der Lage komplexere Werkzeuge herzustellen (z.B. Grabstock, Spaten, Pflug und Axt)
  • Menschen zähmen und züchten Tiere
  • Es entstehen erste Spezialisierungen im Bereich der Arbeitsfelder (z.B. Getreidebau, Handel und Geräteherstellung)
  • Menschen werden als Bauern und Hirten bezeichnet
  • Menschen werden sesshaft und leben in Häusern
  • Erste Verteidigungsanlagen werden errichtet (z.B. Gräben und Wälle)
  • Menschen leben in Gemeinschaften (z.B. Sippen und Familien)
  • Neue Arbeitstechniken erleichtern das Leben (z.B. Steinschliff)

Das Sumerische Jahrtausend

Die Zeit von etwa 3000 bis 2000 v. Chr. wird auch als das sumerische Jahrtausend bezeichnet. Diesen Namen trägt es, weil sich in Mesopotamien (liegt in etwa dort, wo heute der Irak liegt) zu dieser Zeit eine Hochkultur namens Sumerer entwickelte, deren Entwicklungsstandart dem größten Teil der restlichen Welt weit voraus war.

Tempelwirtschaft
Wirtschaftliche Entwicklung Gesellschaftliche Entwicklung
  • Vorrateswirtschaft
  • Tauschhandel
  • Geldwirtschaft
  • Arbeitsteilung
    • Handwerk
    • Landwirtschaft
      • Ackerbau / Feldwirtschaft
      • Viehzucht
      • Fischfang
    • Handel
      • Import
        • Holz, Edelsteine, Zinn, Kupfer, Silber, Gold, Marmor, Basalt
      • Export
        • Getreide, Öl, Wolle, gedörrte Fische, Geräte, Textilien, Schmuckgegenstände
  • Stadtstaaten (z.B. Ur und Uruk) mit Dörfern
  • Priesterkönig -> Theokratie (sorgte für Sicherheit, Ordnung und ein Gesetz)
  • Beamte und Verwaltung
  • Soziale Schichtungen
  • Tempel (Wirtschafts- und Herrschaftszentrum)
  • Technische Einrichtungen
  • Bewässerungssystem (Deiche, Kanäle, etc.)
    • Organisation des Baus und der Unterhaltung der Anlagen
    • Organisation des Verteilens des Wassers
  • Schriftsystem um beispielsweise Warenbestände zu notieren

Das römische Weltreich

Das Handwerk

Die Handwerksberufe galten zuerst als dreckig und waren nicht ökonomisch. Doch das Ansehen änderte sich ins Positive, da sie Kollegien bildeten, die einen Zusammenhang sicherten. Allerdings herrschten große Konkurrenzkämpfe, die auch eine interne Spezialisierung nicht ändern konnte. Massenproduktion konnte nicht stattfinden, da Absatzmärkte fehlten.

Der Fernhandel

Rom schaltete die alten Wirtschaftszentren durch militärische Einsätze aus und gewann somit die Oberhand über den Fernhandel, der für die Existenz Roms auch notwendig war. Rom bezog seine Rohstoffe und Bedarfsgüter aus der ganzen Welt. Die Importe wurden mit Wein, Öl und Fertiggütern bezahlt, doch die Provinzen hatten unendlich zu liefern. So herrschte kein echter Handelsaustausch.

Der Binnenmarkt

Das römische Wirtschaftsimperium wuchs zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum zusammen. Einen Binnenmarkt dieser Größenordnung hat es seit dem nicht wieder gegeben. Das weltweite Zahlmittel war der Denar, man sprach überall Latein und Griechisch. Zölle fielen in diesem Wirtschaftsraum weg. Der Handel wurde mit Sibirien, Persien und China ausgeweitet.

Infrastruktur des Verkehrsnetzes

Durch militärisch strategischen Gründen wurde ein Verkehrsnetz von 85.000 km gebaut, das sich bald zu einer Leitlinie des Handels entwickelte. Der Massengüterverkehr wurde weitgehend durch Handelsflotten durchgeführt. Dabei galt der römische Hafen als wichtigster Hafen. Dieser bot neben modernen Anlagen auch Getreidespeicher. Auch die Träger des römischen Großhandels (Reeder, Kaufleute, Bankiers) erhielten in den bedeutenden Häfen Filialen und Agenturen. Durch den Handelswohlstand entstanden neue öffentliche Bautätigkeiten, wie Denkmäler, Tempel, Bibliotheken und Foren. Deren Baumaterial wurde durch Sklaven (Fertigung) hergestellt. So entstanden Serienproduktionen von Säulen, Grabmälern und des größten Massenproduktes der römischen Antike, des rotglasierten Terrasigillata-Geschirrs.

Der Untergang

Immer mehr Provinzen machten sich von den römischen Lieferanten unabhängig. Es entstand bald Eigenständigkeit. Aus der Unabhängigkeit wurde bald Konkurrenz. Aber noch andere Aspekte spielten bei dem Untergang des römischen Weltreiches eine große Rolle. Die landwirtschaftliche Produktion ging so rapide zurück, dass die Versorgung Roms ernsthaft bedroht war. Die Bauern entzogen sich dem unerträglich hohem Steuerdruck, indem sie ihre Acker verließen. Dagegen verordnete der Staat den "Schallenzwang". Durch eine Münzverschlechterung um Geld einzusparen entstand eine Inflation. Diesen Geldverfall wollte man mit Höchstpreisen abfangen, doch diese wurden auf dem Schwarzmarkt umgangen.

Das Mittelalter

Das Mittelalter lässt sich in die Zeit von 500 - 1500 n. Chr. eingrenzen. Es unterteilt sich allerdings in drei Epochen. Man spricht von dem Frühmittelalter von 500 - 1050 n. Chr., dem Hochmittelalter von 1050 - 1250 n. Chr und letztendlich dem Spätmittelalter von 1250 - 1500 n. Chr.

Auszeichnend für diese Zeit waren das Lehenssystem, die Grundherrschaft und der Feudalismus.

Stadt, Markt und Handel

  • In der Stadt lebten nur 10% der gesamten Bevölkerung
  • Trotz anfänglichen Missgefallens der Kirche gegenüber dem Handel florierte dieser
  • Der städtische Markt wurde zum zentralen Handelsplatz
  • Durch die Vergabe des Marktrechtes erhielt die Stadt eine ihrer wesentlichen Aufgaben und erwarb gleichzeitig Ansehen
  • Aufgrund des Marktfriedens siedelten sich viele Krämer oder Großkaufleute in den Städten an, so dass die Stadt wuchs

Fernhandel und Fernverkehr

  • Oberitalien wurde zum Mittelpunkt der Handelswelt
  • Große Wirtschaftszentren waren:
    • Florenz
    • Pisa
    • Genua
    • Venedig
  • Zentrale Handelswege führten in folgende Regionen:
    • Byzanz
    • Schwarzes Meer
    • Deutschland, England, Spanien, Frankreich
    • Skandinavien
    • Rußland und Donaugebiet
  • Gehandelt wurden
    • In das Abendland: Gewürze, Duftstoffe, Edelsteine, Porzellan und Rohseide
    • Aus dem Abendland: Rohstoffe, Gebrauchsgüter, Holz, Eisen, Getreide und Waffen
    • Später: Tuche, Wein und Salz
  • Im hohen Mittelalter wurde das Straßennetz ausgebaut (beispielsweise über die Alpen)
  • Seehandel wurde durch Erfindungen sicherer (Steuerruder und Kompass)

Dorf und Ackerbau

  • 90% der Bevölkerung lebte auf dem Land
  • Landwirtschaft (primärer Sektor) wurde durch die Dreifelderwirtschaft revolutioniert
  • Bauern produzierten primär für sich selbst (Saat, Viehfutter, Eigenverbrauch)
  • Kleine Mengen des Produzierten flossen in den Handel (sekundärer Sektor) oder in das Gewerbe (tertiärer Sektor)
  • Teile mussten auch an den Grundherrn abgegeben werden

Schutzgarantien, Wegegelder

  • Auf den Handelswegen war die Sicherheit gefährdet
  • Adelige Herren übernahmen gegen entsprechende Abgaben den Schutz der Kaufleute und deren Waren
  • Adel blockierte Handel durch:
    • Wegegelder
    • Warensteuern
    • Kiel- oder Stapelgebühren
  • Durch die Steuern und Schutzabgaben verdoppelte sich der Preis im schlimmsten Fall

Gilden, Conten und Kapitalgesellschaften

  • Kaufleute bestimmter Gegenden schlossen sich zu Gilden zusammen (z.B. Hanse) um mehr Sicherheit zu haben und den Schutzgeldern zu entgehen
  • Handel mit Bargeld bewieß sich als zu gefährlich
  • Man kaufte "auf Treu und Glauben" -> Der Kredit war erfunden

Der Frühkapitalismus

Der Frühkapitalismus kommt in der Renaissance auf, die Ende des Mittelalters, also Anfang des 16. Jahrhunderts beginnt.

Die Bedeutung des Handels

  • Viel zirkulierendes Kapital, das in Handels- und Fernhandelsunternehmungen investiert wurde
  • Wenig festes Kapital, das in zahlreiche Manufakturen und Berg- und Hüttenwerke investiert wurde

Verlagssystem

  • Die Hausindustrie wurde entdeckt. Sie sah wie folgt aus:
    1. Der Verleger (Kaufmann) stellte dem Bauern Rohstoffe und Geräte zur Verfügung
    2. Der Produzent (Bauer) verarbeitete dezentral auf dem Land (bei sich Zuhause) die Rohstoffe weiter
    3. Der Verleger nahm dem Produzenten das Endprodukt gegen ein geringes Entgelt wieder ab
  • Die Hausindustrie bot den Bauern eine Nebeneinkunft (vor allem im Winter)

Wirtschaftswandel

  • Die Wirtschaftsgesinnung änderte sich
    • Sowohl Produzenten als auch Verleger hatten nun erwerbswirtschaftliche Einstellungen
    • Dies führte zu einer kapitalintensiven Wirtschaftsweise

Frühkapitalismus

  • Kapital wurde in zusätzliche, die wirtschaftliche Tätigkeit erweiternde, Produktionsbereiche investiert

Hochkapitalismus (ab 19. Jahrhundert)

  • Kapital wird nicht in Arbeitskräfte, sondern in Maschinen investiert, um die Produktivität der Arbeit zu verbessern
    • Ziel: Absolute Gewinnmaximierung
02.06.2005