Erörterung

Aufbau einer Erörterung

Phase 1: Vorbereitende Textanalyse
  • Mehrmaliges Durchlesen des Textes
  • Markierung der Hauptthesen
  • Notierung von Einfällen zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Text
  • Sich nicht im Text verlieren (Orientierungspunkte suchen)
  • Klärung unverständlicher Wörter
  • Wichtige von weniger wichtigen Aussagen unterscheiden
  • Wertende Aussagen des Textes kennzeichnen
  • Aussageabsichten des Autors klären und auch versteckte Wertungen erkennen
  • Erst nach gründlicher Auseinandersetzung mit dem Text mit dem Aufsatz beginnen
Phase 2: Einleitung
  • Nennung von
    • Autor
    • Titel
    • Thema
  • Definition eines im Text verwendeten zentralen Begriffs
  • Die vom Autor vorgenommenen Themenerschließungen in ihrer Begrenzung genau beschreiben
  • Scheinaktualisierung vermeiden
Phase 3: Argumentationsansatz darstellen
  • Wiedergabe der zentralen Problemstellung in gedanklichen Zusammenhang
  • Definition eines im Text verwendeten zentralen Begriffs
  • Die vom Autor vorgenommenen Themenerschließungen in ihrer Begrenzung genau beschreiben
  • Scheinaktualisierung vermeiden
Phase 4: Argumentationsstruktur und sprachliche Mittel analysieren
  • Analyse der zentralen Thesen im Argumantationszusammenhang:
    • Thesen
    • Argumente
    • Beispiele
    • Gedankenverknüpfung
    • Wortwahl/Stil
  • Die Thesen und Argumente des Textes nicht nur nebeneinander stellen, sondern in ihrem sachlich-logischen Zusammenhang wiedergeben
  • Funktionslose Wiederholungen von Textaussagen vermeiden (Es geht nicht um das "Was", sondern um das "Wie" des Textes
Phase 5: Kritische Stellungnahme
  • Prüfung der politischen, weltanschaulichen, wissenschaftlichen oder sonstigen Voraussetzungen der im Text vertretenen Positionen
  • Bewertung der Schlüssigkeit der im Text aufgebauten Begründung
  • Begründete Zustimmung oder Ablehnung der im Text aufgegriffenen Argumente oder weiterführende Problematisierung
  • Dem Autor nichts unterstellen und nichts verallgemeinern
  • Die Problemstellung des Textes nicht verschieben (Sprich: Thema nicht verfehlen)
  • Eigene Überlegungen entwickeln um eine Wiederholung des im Text angewandten Gedankenganges zu vermeiden
  • Die eigene Position mit Argumenten und Beispielen abstützen
  • Sich nicht in Einzelheiten oder Nebensächlichkeiten verlieren, sondern die vom Text aufgeworfenen zentralen Fragen angehen
Zusammenfassung:
  • Phase 1: Gründlich Lesen und Markierungen und Notizen machen
  • Phase 2: Einleitung schreiben
  • Phase 3: Alle genannten Thesen nennen
  • Phase 4: Sprachbetrachtung
  • Phase 5: Stellungnahme zu allen Thesen

Beispielerörterung anhand eines Textes von Dr. Roth

Phase 2

Einleitung mit Nennung des Autors, des Titels, des Themas, der Quelle, der Textart und der Aufgabe

In dem Fachinterview "Der Computer soll sich nichts denken", dessen Quelle unbekannt ist, beschäftigt sich der Professor Dr. Gerhard Roth mit dem Intelligenz und künstliche Intelligenz. Ich werde mich mit der Frage beschäftigen, was nach Meinung des Professors nötig ist, um Roboter Intelligenz zu verschaffen.

Phase 3

Argumentationsansatz mit der Nennung aller Thesen

In dem Interview stellt Roth mehrere Thesen auf. Zum einen beschreibt er das menschliche Gehirn als einzigartig. Des weiteren behauptet er, dass der Mensch das intelligenteste Tier ist und dass seine Gedanken sich nicht in Formeln wiedergeben lassen. Die letzte These, die der Professor aufgreift ist, dass der Computer nicht denken darf.

Phase 4

Sprachbetrachtung mit der Bertachtung der Satzlänge, der Adjektive und Verben und des Zielpublikums

Betrachtet man den Text von der sprachlichen Seite, so stellt man fest, dass der Autor häufig mittellange Sätze verwendet, die dem Leser zwar Konzentration abverlangen, gleichzeitig aber die Zusammenhänge verdeutlichen. Die Adjektive vermitteln dabei den Eindruck von Genauigkeit, die Verben eine lebendige Vorstellung.

Professor Roth spricht mit dem Interview vor allem ein fachinteressiertes Publikum aus den Bereichen Medizin und Computertechnik an.

Phase 5

Kritische Stellungnahme zu allen Thesen mit ablehnenden als auch zustimmenden Ansichten, begründet durch eigene oder im Text enthaltene Argumente

Dr. Gerhard Roth vergleicht in seinem Bericht das menschliche Gehirn mit dem von Orang-Utans und Schimpansen. Des weiteren stellt er Überlegungen zur Entstehung künstlicher Intelligenz an.

Er behauptet, dass das menschliche Gehirn einzigartig ist und belegt dieses mit der Aussage, dass der Mensch das sogenannte Broscasche Sprachzentrum besitzt, was ihm die Fähigkeit zu syntaktischer Sprache gibt. Dieses Sprachzentrum lässt sich bei keinem anderen Tier finden und macht das menschliche Gehirn somit einzigartig.

Doch ist der Mensch durch sein einzigartiges Gehirn gleichzeitig das intelligenteste Wesen? Dazu muss man Intelligenz genauer definieren. Der Professor beruft sich einmal auf eine Intelligenz, unter der man Fähigkeiten wie Lesen, abstraktes Denken und räumliche Vorstellung einordnen kann und zum anderen auf eine Intelligenz, die das Lösen von Problemen, das perspektivische Denken und das Überleben in komplexen sozialen und natürlichen Umgebungen beinhaltet.

Sofort kann man sagen, dass der Mensch im Falle der ersten Intelligenz durchaus jedem anderen Wesen überlegen ist. Nur ihm sind Dinge wie Schreiben oder mathematisches Denken möglich.

Betrachtet man allerdings die zuletzt genannte Intelligenz, kommen Zweifel auf, ob auch bei dieser Form der Mensch die Oberhand behält. Denn ist es nicht der Mensch, der mit den natürlichen Ressourcen der Erde zu verschwenderisch umgeht und somit auf kurz oder lang das Überleben der menschlichen Rasse gefährdet, ist er es nicht auch, der Kriege führt und Waffen entwickelt, die zu Millionen Opfern führen? Betrachtet man all diese Aspekte, so kann man gewiss sagen, dass es in diesem Fall weitaus intelligentere Wesen in der Tierwelt zu finden gibt.

Weiterhin beschäftigt sich Roth mit der Frage, ob es möglich ist, Gedanken in Formeln auszudrücken. Roth vernein dies mit der Aussage, dass es unmöglich ist das Gehirn und somit die Gedanken nachzuvollziehen, da diese zu komplex sind. Dieser Meinung kann man sich anschließen, wäre es auch ein beängstigender Gedanke, nur in mathematischen Formeln zu denken.

Die letzte These, die der Professor aufgreift, ist die Entwicklung von künstlicher Intelligenz und vor Allem die Frage, ob es tatsächlich gut sei, dass eine Maschine zum Denken konzipiert wird. Betrachtet man diese Frage von der wissenschaftlichen Seite, so kann es sicher reizvoll sein, eine solche Maschine zu erschaffen, doch schaut man sich auf der anderen Seite den Nutzen dieser an, so stellt man fest, dass ein eigenes Denken einer Maschine nur zu Konflikten mit dem Umgang mit Menschen führen kann. Maschinen werden gebaut um die Menschen zu unterstützen oder, besser gesagt, um sich von den Menschen ausnutzen zu lassen. Würden diese Maschinen nun plötzlich ein Eigendenken entwickeln, würde sie schnell außer Kontrolle geraten und somit eine Gefährdung für den Menschen darstellen.

14.06.2005